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Kunst & Alltag

The Secret Life of Plants

Im April 2018 habe ich ein Kochbuch von Yotam Ottolenghi („Genussvoll vegetarisch“) geschenkt bekommen, das mich mit einer Unmenge an unbekannten Kräutern und Gewürzen und abenteuerlichen Kombinationen bekannt gemacht hat. Etwa zur selben Zeit habe ich entdeckt, dass Arte regelmäßig tolle Naturdokus sendet, die von Nationalparks bis zu Klostergärten alles abdecken, was man sich im weiteren Sinne unter Natur vorstellen kann.

 

Und da ich mich seit geraumer Zeit furchtbar gern in der Natur (vorwiegend im Wald) aufhalte und auch Henry David Thoreau zumindest im Vorbeistreifen ein bisschen kennengelernt habe, dachte ich mir: Mach et! Pflanz selber an!

 

Das erste, was ich in der Gärtnerei zu hören bekam, hat mir gleich mal den Wind aus den Segeln genommen: „Die meisten denken, Gemüseanbau sei nur Pflanzen und Ernten. Aber so funktioniert es nicht“.

 

Ich hatte mir im Februar bereits Andrea Heistingers „Handbuch Bio-Balkongarten“ zugelegt. Auch das war für einen völlig unbeleckten Anfänger ungefähr so, wie wenn man Gehirnchirurgie anhand eines Flyers erlernen soll. Fachbegriffe wie Ausgeizen, Vergeilen und Pikieren, deren Klang bereits Mühsal, Dürre und Misserfolg assoziieren, verstand ich noch, aber schon bei den Dutzenden von Düngevariationen stand mir der Schweiß auf der Stirn. Brennnesseljauche, Hornspäne, Kuhdung: Was ist das, wo soll ich danach suchen, und wie tut das?

 

Fangen wir eben damit an, den bescheidenen Kräutergarten, den wir vor einiger Zeit bereits angelegt hatten, ein bisschen zu erweitern. Rosmarin, Thymian, Schnittlauch, Petersilie, Minze: eh klar. Oregano, Zitronenthymian und Sauerampfer: läuft auch. Und von allen infrage kommenden Gemüsesorten, die mich interessierten, schien der geliebte Mangold mit am unempfindlichsten zu sein. Hart im Nehmen, gut im Schmecken. Also ab in die Gärtnerei an einem Samstag im April und zwei Pflanzen gekauft – mit dem zuversichtlichen Gefühl des entschlossenen Pioniergeists.

 

Das war der Anfang. Nun konnte ich also mindestens zweimal wöchentlich leckere Mangoldgerichte mit dem üppig wachsenden Zeug kochen. Dachte ich. Mehr demnächst. Vielleicht, aber nur, wenn was wächst.

 

Juni 2019. Tomaten, Mangold, Chili, Aubergine und Paprika in der Pipeline.